Region Stuttgart ist Nachzüglerin bei barrierefreier Mobilität

„Nur ein Drittel der S-Bahn-Haltepunkte hat ein Blindenleitsystem. Die Region liegt deutlich unter dem Bundesschnitt bei Orientierungshilfen für Blinde und Sehbehinderte an den Bahnsteigen. Dieser Zustand muss dringend behoben werden“, fasst Christoph Ozasek, Sprecher der Gruppe DIE LINKE im Regionalparlament, die Stellungnahme 197/2013 der Verwaltung für den heutigen Verkehrsausschuss zusammen.

„Nur ein Drittel der S-Bahn-Haltepunkte hat ein Blindenleitsystem. Die Region liegt deutlich unter dem Bundesschnitt bei Orientierungshilfen für Blinde und Sehbehinderte an den Bahnsteigen. Dieser Zustand muss dringend behoben werden“, fasst Christoph Ozasek, Sprecher der Gruppe DIE LINKE im Regionalparlament, die Stellungnahme 197/2013 der Verwaltung für den heutigen Verkehrsausschuss zusammen.

DIE LINKE hatte durch einen Antrag bei den Haushaltsberatungen 2012 Beschwerden von betroffenen Nutzern zum Anlass genommen, den Zustand der Haltestellen und den Standard ihrer Nachrüstung zum Thema zu machen.

 

Ozasek weiter: „Die Verwaltung stellt sich schützend vor die Deutsche Bahn, anstatt die Interessen der blinden und sehbehinderten Fahrgästen gegenüber dem Vertragspartner durchzusetzen. Eine selbstbestimmte Mobilität durch barrierefreie Anlagen ist noch immer nicht Normalität. Menschen werden in ihrem Mobilitätsverhalten behindert, anstatt in ihrem Recht auf Selbstbestimmung gestärkt. Die Bahn betreibt die Barrierefreiheit offensichtlich nur unter dem Aspekt der Unfallverhütung an den Bahnsteigkanten. Für die Nachrüstung der Tunnelstationen in Stuttgart hält man schon jetzt dreist die Hand auf anstatt in Eigeninitiative aktiv zu werden.“

 

Wolfgang Hoepfner, Sprecher der LINKEN im Verkehrsausschuss ergänzt Erfahrungen aus Vor-Ort-Begehungen: „Die S-Bahnhaltepunkte werden weder intelligent geplant noch barrierefrei nachgerüstet oder mit dem Umfeld vernetzt. In Backnang wurde am Gleis 1 ein Blindenleitsystem integriert und die Bahnsteighöhe an die S-Bahn angepasst. Am Gleis 4 jedoch bildet die alte Bahnsteighöhe weiterhin eine Barriere. Mobilitätseingeschränkte Nutzer werden über eine unüberdachte Rampe kompliziert zum Gleis geführt. Eine Vernetzung des gesamten Bahnhofs mit einem Leitsystem existiert nicht. Es zeigt sich, dass nur dort etwas passiert, wo die öffentliche Hand Geld gibt. Diese Mitnahmementalität seitens der Bahn ist beschämend, nimmt man dadurch doch in Kauf, dass Menschen in ihrem Recht auf selbstbestimmte Mobilität ohne Assistenz weiterhin beschnitten werden.“

 

„Die Region muss einen eigenen Standard für Barrierefreiheit auf dem Stand der fachlichen Debatte definieren. Leitsysteme müssen die Verkehrsknoten vernetzen, Audiosysteme, Tastkanten, Auffindestreifen und Aufmerksamkeitsfelder die Nutzer bei der Orientierung unterstützen. Dazu sind unbedingt die Betroffenen schon in den Planungsphasen hinzuzuziehen. Die Verwaltung muss dazu aktiv den Dialog mit den Besitzern der Grundstücke suchen. Leitsysteme dürfen nicht im Nirwana enden, Wege nicht im Schlagloch ungepflegter Bahnhofsvorfelder.“