Ressourcenleichte Modellregion Stuttgart

Antrag zu den Haushaltsberatungen 2018 vom 22.10.2017

 



Ergebnis:


De facto abgelehnt in der Regionalversammlung vom 6.12.2017.

"Im Rahmen der IBA- Projekte können Impulse und Anregungen zur Förderung resourcenleichter Infrastrukturen gegeben werden. Die Schaffung eines „Sekundärrohstoffmarktes“ in Verbindung mit einem eigenständigen regionalen Förderprogramm ist derzeit im Rahmen des Aufgaben­spektrums des Verbands Region Stuttgart nicht vor­gesehen."




Antrag Haushalt 2018: Ressourcenleichte Modellregion Stuttgart

Die Fraktion DIE LINKE beantragt:

Die Verbandsgeschäftsstelle entwirft ein regionale Strategie und ein Programm zur Förderung ressourcenleichter Infrastrukturen und legt dieses den Gremien zur Beratung vor. Dabei sind insbesondere folgende Förderbausteine zu prüfen:

  • Machbarkeitsuntersuchungen und Realisierungswettbewerbe für innovative Stadt-/   Dorfquartiere und urbane Wirtschaftsflächen (beispielsweise Eco-Cycle-Stadtteile wie Hammarby Sjöstad in Stockholm)
  • Kommunale Ressourcenstrategien, die das Ziel verfolgen, den Einsatz von             Sekundärmaterialien (z.B. RC-Beton) und nachwachsenden Rohstoffen zu verstärken sowie seltene, kritische und ressourcenintensive Primärrohstoffe zu reduzieren (beispielhaft ist die Strategie der Stadt Zürich zu nennen)
  • Die Förderung von ökologischem Design von Infrastrukturen, z.B. im Sinne des Cradle-to-Cradle-Prinzips.


Die Verbandsgeschäftsstelle prüft in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart die Schaffung eines regionalen „Sekundärrohstoffmarkts“ für kritische und sich verknappende Rohstoffe, wie es im Forschungsvorhaben RELIS (siehe unten) empfohlen wird.


Begründung:

Schon lange warnen Forscher vor dem Schwund endlicher Rohstoffe wie beispielsweise Sand und Kies, die essentiell sind für die Baubranche oder die Glas- und Halbleiterindustrie. Deren Übernutzung erhöht die ökologischen Schäden in den jeweiligen Förderregionen. Die Abhängigkeit ganzer Schlüsselindustrien von kritischen Rohstoffen wie z.B. den Seltenen Erden führt zu erheblicher Unsicherheit. Aber auch geopolitische Konflikte, wie anhand der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern auf dem Globus der schwelenden Konfliktherde ablesbar, sind Folge von nicht ausgebildeten nachhaltigen Stoffkreisläufen. Die Kosten tragen meist die Entwicklungs- und Schwellenländer, was das Erreichen der nachhaltigen Entwicklungsziele der UN behindert.

Anstrengungen hin zur Minderung der Abhängigkeit von Primärrohstoffen und zur nachhaltigen Ressourcennutzung in Kreisläufen sind gering. So kam in letzter Zeit beispielhaft die Kritik der Baubranche an den Hindernissen zur Nutzung von Recyclingstoffen auf, oder aus der Wissenschaft das Unverständnis über die Vorbehalte gegen den urbanen Holzbau.

Dabei ist es nur logisch, Infrastrukturen so zu gestalten, dass der Nutzen hoch und die vergesellschafteten Kosten, insbesondere für kommende Generationen, gering sind. Infrastrukturen wirken sich durch die Inanspruchnahme von Ressourcen auf die Umweltqualität und die Regenerationsfähigkeit der Biosphäre aus, da sie u.a. Fläche, Energie und Rohstoffe beanspruchen, sich auf Ökosysteme auswirken und Emissionen verursachen. Angesichts der demographischen Entwicklung, der Rohstoffverknappung, der Überlastung unserer Biosphäre und der Notwendigkeit zur vollständigen Dekarbonisierung muss die Zukunftsfähigkeit von Infrastrukturen vertieft betrachtet und daraus abgeleitete Transformationsstrategien entworfen werden.

Unter dem Begriff der „Ressourcenleichtigkeit“ wird eine integrierende Perspektive im Hinblick auf die Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen eingenommen. Infrastrukturen werden über den gesamten Lebenszyklus durchleuchtet und Potentiale zur Sektorkopplung, zur Ressourceneffizienz und zur Rohstoffrückgewinnung identifiziert. Laufende und abgeschlossene Forschungsvorhaben wie RELIS („Ressourcenleichte zukunftsfähige Infrastrukturen – umweltschonend, robust, demografiefest“), ein Vorhaben im Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, ebnen dafür den Weg.

Mit einem eigenständigen Förderprogramm der Region kann zur modellhaften Umsetzung beigetragen werden und Know-How in den Fachverwaltungen wachsen. Der anlaufende Prozess zur IBA 2027 skizziert bereits im Memorandum die Bandbreite von Transformationsprozessen hin zu ressourcenleichten Infrastrukturen. Eine regionale Strategie würde modellhaft Innovationsbereitschaft unterstreichen und die Grundlage eines präventiven Strukturwandels in der Infrastrukturentwicklung bilden.