Rede: Ausweisung Regionale Gewerbeschwerpunkte Aichelberg und Mundelsheim

Sebastian Lucke

Rede von Sebastian Lucke in der Regionalversammlung Stuttgart am 28.7.2021 zu TOP 3 bzw. 4: Ausweisung eines Regionalen Gewerbeschwerpunktes auf Gemarkung Aichelberg bzw. Mundelsheim - Einleitung des Verfahrens.


Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrte Frau Regionaldirektorin, werte Kolleginnen
und Kollegen,

aus gegebenem Anlass werde ich mich kurzfassen. Meine Fraktion lehnt weiterhin
Änderungen des Regionalplans bzw. den Ausverkauf des regionalen Grünzugs für eine
kurzfristig orientierte Gewerbeflächenpolitik ab. Überdimensionierte Neuausweisungen
von Produktionsanlagen, umgeben von ländlich geprägten Gemeinden, gehören in die
Wirtschaftspolitik des vergangenen 20. Jahrhunderts, im 21. Jahrhundert ist dagegen eine
Gewerbeflächenstrategie mit Augenmaß gefragt.

Bereits in meinen letzten beiden Reden habe ich hier das Prinzip der Nachhaltigkeit in den
Raum gestellt. Wenn wir unsere Straßen in der Region spürbar vom LKW-Verkehr
entlasten wollen und mehr Schienenlogistik anstreben, müssen wir endlich aufhören, an
jeder sich bietenden Autobahnanschlussstelle einen neuen Gewerbeschwerpunkt
aufzumachen.

Denn für die Technologien der Zukunft sollten wir nicht die Lebensgrundlagen künftiger
Generationen preiseben. Nochmals unterstreichen möchte ich diesen Ansatz mit dem
letzten Bericht über die aktuellen Entwicklungstrends im regionalen
Gewerbeflächenmanagement durch die Wirtschaftsförderung. Hier hat Herr Dr. Rogg
explizit von einem sich lohnenden Entwicklungspotential gesprochen, und zwar von der
strukturellen und baulichen Entwicklung und Aufwertung von klassischen
Gewerbegebieten im Bestand bzw. von Brachflächen hin zu gemischten gewerblichen
Nutzgebieten.

Hier braucht es endlich ein landesweites Förderprogramm in einem regional passenden
Rahmen. Gerade in diesem wichtigen Bereich der wirtschaftlichen Transformation müsste
die Region Stuttgart Vorbild sein und Unternehmen nicht nur finanziell, sondern auch mit
der bewährten Expertise unserer regionalen Wirtschaftsförderung beraten und
unterstützen.

Spannend finden wir in diesem Zusammenhang besonders den Ansatz der Teilrücknahme
eines bestehenden Gewerbeschwerpunktes und dessen Renaturierung als regionaler
Grünzug. Im konkreten Fall von Mundelsheim müsste man hier sehr genau auf den
Qualitätsgrad des Flächenausgleiches bzw. auf die damit verbundenen
Begleitmaßnahmen im neu entstehenden Gewerbeschwerpunkt sowie im recycelten
Grünzug schauen.

Entsprechend enthält sich meine Fraktion bei TOP 4 bis zur weiteren Klärung dieses für
uns zentralen Punktes. Bei TOP 3 stimmen wir gegen die Beschlussvorlage, da wie
bereits eingangs beschrieben im Fall Aichelberg jegliche nachhaltige
Entwicklungsperspektive aus unserer Sicht fehlt.