Antrag: Strukturierter Wissenstransfer

Antrag zum Regionalhaushalt 2021 der Fraktion DIE LINKE/PIRAT, eingebracht am 18.10.2020.

 


Ergebnis:

Zustimmung zur Berichterstattung im WIV am 25.11.2020. Die Geschäftsstelle stellt die bisherige Verfahrensweise dar und legt ein abgestimmtes Konzept vor.



Die Fraktion DIE LINKE/PIRAT beantragt:

Die Verwaltung erarbeitet unter Beteiligung des Personalrates ein Konzept für eine überlappende Wiederbesetzung von Stellen im Sinne eines „strukturierten Wissenstransfers“, der die Weitergabe von spezialisiertem Wissen, von Erfahrungen und Kontakten von ausscheidenden Beschäftigten an ihre Nachfolger*innen sicherstellt.
 

Begründung:

Die Geschäftsstelle des Verbands Region Stuttgart vereinigt in sich einen beträchtlichen Erfahrungsschatz zu den Sachthemen Verkehr, Planung und Verwaltung, insbesondere im Rahmen bestehender Planstellen, aber auch im allgemeinen Verwaltungsbereich.

Gleichzeitig jedoch besteht ein beträchtliches Maß an personeller Fluktuation, die unter anderem sicherlich einer beträchtlichen individuellen Arbeitsbelastung geschuldet war, die in der Vergangenheit Maßnahmen zum Abbau massiver Überstunden erfordert hat. Auch erfordern die Auswirkungen des allgemeinen demographischen Wandels neue, strukturierte Strategien der Wissenssicherung und des Wissenstransfers.

Die Sicherung von umfangreichem Erfahrungswissens spielt im Arbeitsleben daher eine zunehmend wichtige Rolle. Zum Umgang mit diesen Herausforderungen hat sich der Transfer von arbeitsplatzbezogenem Wissen im Rahmen sogenannter "Wissens-Tandems" als eine effektive Methode erwiesen. Dies bedeutet, dass Erfahrungswissen, das nicht über Ablage- und Speichersysteme gesichert werden kann, über das "Learning by Doing" transferiert wird. Dies ist bei der Neubesetzung von Stellen jedoch nur möglich, wenn durch zeitliche Überlappung eine persönliche Wissensübergabe in der „Tandempraxis“ stattfinden kann.

Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg betonte in einer Veröffentlichung vom April 2015 explizit den Handlungsbedarf bei der Organisation eines systematischen Wissenstransfers angesichts zu erwarteter Altersabgänge[1]). Ein 2012 von der Polizei Baden-Württemberg entwickeltes Modellprojekt[2] verweist ausdrücklich auf die Problematik des Wissenstransfers.                                                                                                          

Auch der DGB betont in seinem Personalreport Öffentlicher Dienst 2019[3] die Notwendigkeit, Wissenstransfer und Qualifizierung in öffentlichen Verwaltungen durch kurzzeitige überlappende Stellenbesetzung und strukturierte Übergabeverfahren zu sichern.

Wir beantragen daher, dass die Verwaltung des Verbands Region Stuttgart und der Personalrat des Verbands auf der Basis ihrer internen Kenntnisse über die Dauer eines persönlichen Wissenstransfers innerhalb der einzelnen Sachgebiete ein Konzept für eine überlappende Stellenneubesetzung erarbeiten und dieses im Ausschuss für Wirtschaft, Infrastruktur und Verwaltung vorstellen.

 


[1] Siehe Zusammenfassung (https://www.statistik-bw.de/Service/Veroeff/Monatshefte/20150401) und vollständige Darstellung (https://www.statistik-bw.de/Service/Veroeff/Monatshefte/PDF/Beitrag15_04_01.pdf)

[2] Siehe Publikation "Verwaltung der Zukunft: Praxisreport mit Beispielen für eine moderne Personalpolitik", S. 143-146 (https://www.verwaltung-innovativ.de/SharedDocs/Publikationen/Pressemitteilungen/praxisreport_verwaltung_der_zukunft.pdf?__blob=publicationFile&v=1)

[3] Siehe https://www.dgb.de/++co++a0b6119a-eb49-11e9-a245-52540088cada