Antrag: Durchgehende Nacht-S-Bahn in der Region einführen

Antrag zu den Haushaltsberatungen 2019 im Bereich Verkehr am 22.10.2018

ERGEBNIS:

Der Antrag wird vom Antragsteller zurückgezogen (Regionalversammlung Stuttgart, 5.12.2018).

Die Verantwortlichen der DB aus den Bereichen Infrastruktur und DB Regio berichten die Konsequenzen eines durchgehenden Nacht-S-Bahn-Verkehrs sowie die SSB über die Nachfragepotentiale.

 

 
Antrag Haushalt 2019:

Durchgehende Nacht-S-Bahn in der Region einführen

Die Fraktion DIE LINKE beantragt:

  1. Die Verwaltung erstellt Betriebsvarianten mit dazugehöriger Kostenberechnung für einen durchgehenden S-Bahn-Nachtverkehr von Montag bis Sonntag sowie für einen verlängerten Spätverkehr und stellt diese Varianten dem Verkehrsausschuss zur Diskussion und gegebenenfalls zur Beschlussfassung vor.                               

Insbesondere sollen hierbei geprüft werden:

a) Die Ausweitung des werktäglichen Spätverkehrs (Halbstundentakt) auf der S-Bahn bis ca. 2.00 Uhr.

b) Die Übertragung des derzeitigen Wochenend- bzw. Feiertags-Spätverkehrs auf die gesamte Woche.

2. Die Verwaltung führt Gespräche mit den übrigen Aufgabenträgern des ÖPNV mit dem Ziel, das Interesse an einer Ausweitung des S-Bahn-Nachtverkehrs sowie einer Ausweitung des An- und Abdienverkehrs zu eruieren.

3. Die für die Erstellung der Betriebsvarianten erforderlichen Mittel sind im Haushalt darzustellen und zu veranschlagen.


Begründung:

Eine nachhaltige Prüfung der Ausweitung des S-Bahn-Nachtverkehrs wird im Regionalverkehrplan (RVP) als Maßnahme Nr. 49 mit „hoher Dringlichkeit“ beschrieben. Erste Erfahrungen sowie Fahrgastzahlen liegen nunmehr vor.

Nach Einführung der Nacht-S-Bahnen im Dezember 2012 stiegen die Fahrgastzahlen von durchschnittlich 4.000 Personen pro Wochenende in regionalen Nachtbussen auf 15.000 in der Nacht-S-Bahn. Auf den besonders nachgefragten Linien S 1, S 2 und S 5 reichten die Sitzplätze schon Ende 2013 bei Abfahrt am Stuttgarter Hauptbahnhof teilweise nicht mehr aus. Zum Fahrplanwechsel Dezember 2016 wurde daher im Nachtverkehr eine bedarfsgerechte Ausweitung der bestehenden Kapazitäten in einem Umfang von 360.000 Euro beschlossen, um am späten Abend und Wochenende den notwendigen Einsatz von Vollzügen statt Kurzzügen zu ermöglichen. Somit führten in den vergangenen 10 Jahren Verkehrsverbesserungen bei der S-Bahn (u.a. Nachtverkehr an Wochenenden und vor Feiertagen, Spätanbindung des Flughafens, Ausweitung des Spätverkehrs unter der Woche) zu einer Erhöhung der Fahrgastzahlen um rund 50 % bei einer nur um ca. 20 % gestiegenen Betriebsleistung. Die Nachfrage steigt also mit verbessertem Angebot.

Auch hat DIE LINKE nicht ausschließlich die oft im Rahmen der Nacht-S-Bahnerweiterung angesprochene Gruppe der „Nachtschwärmer“ und sonstigen Freizeitnutzer im Blick, sondern vor allem auch Berufstätige. Die Verwaltung des Verbands Region Stuttgart konstatierte 2017 im Verkehrsausschuss eine teilweise Überschneidung von Berufs- und Freizeitverkehr am späten Abend und am Wochenende. Die überraschend hohe Zahl von Fahrgästen in Zügen in Richtung Stuttgart lege nahe, dass es sich hierbei in erheblichem Umfang um berufstätige Menschen handelt. Für Früh-, Spät- und Schichtarbeitende ist der Nacht-ÖPNV in der Region häufig keine Alternative, da sie im bestehenden Betrieb frühmorgens nicht rechtzeitig zur Arbeit kommen oder unter der Woche keine gesicherte Heimfahrt mehr möglich ist. Ein wirklich alltagstaugliches, alle Bedarfe abdeckendes ÖPNV-Angebot im VVS muss der veränderten Arbeits- und Lebenswelt der Menschen in der Region Rechnung tragen.

Wegen dieser rundum positiven Resonanz auf erfolgte Verbesserungen beim Nacht-ÖPNV müssen die verbleibenden Lücken im System in den Nächten an Werktagen, bei der Taktdichte im Spätverkehr, und bei der Integration von Nacht-S-Bahnen und regionalem Nacht-ÖPNV in den Landkreisen aus Sicht DER LINKEN baldmöglichst geschlossen werden.

Der „Lückenschluss“ des ÖPNV auch in den Nächten der bisherigen Betriebsruhe stellt darüber hinaus auch einen Beitrag zum Klimaschutz dar, da er ein zusätzlicher Baustein ist für ein Leben ohne privaten PKW.