Antrag: Barrierefreiheit für Video-Reisezentren

Antrag an den Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart, eingebracht am 5.4.2022.

 



Die Fraktion DIE LINKE/PIRAT beantragt:

1.   Der Verband Region Stuttgart fordert die Deutsche Bahn AG (DB) beziehungsweise die DB Station & Service AG auf, zu prüfen, wie der barrierefreie Zugang zu den neu eingeführten Video-Reisezentren sowie deren Nutzung entsprechend der einschlägigen Gesetze und Vorschriften wie z.B. des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG) umfassend sichergestellt werden kann.

Die Prüfung soll in Zusammenarbeit mit Behindertenverbänden und Betroffenen durchgeführt werden und die Fragen von Zugang und Nutzung umfassend betrachten.

2.   Wir fordern die DB AG bzw. die DB Station & Service AG auf, die bei dieser Prüfung aufgefallenen Mängel bei der Barrierefreiheit umgehend nachzubessern (u.a. durch Leitsysteme, Blindenbeschriftung, Türöffnungsmechanismen) und bei der zukünftigen Planung von weiteren Video-Reisezentren die Barrierefreiheit zu berücksichtigen.


Begründung:

Die Einführung von digitalen Video-Reisezentren ohne persönliche Ansprechpartner vor Ort war bereits in der Erprobungsphase nicht unumstritten. Vor allem für ältere Mitbürger*innen ohne Kenntnisse im Umgang mit digitalen Einrichtungen stellt die Buchung von Reisen in einem Video-Reisezentrum eine Herausforderung dar.

Für Menschen mit Behinderungen jedoch kann das Problem schon beim Zugang beginnen, nicht erst bei der Nutzung. Wie Mitglieder unserer Fraktion durch persönlichen Augenschein sowie im Austausch mit betroffenen Menschen erfahren mussten, fehlen durchgängig motorangetriebene Türöffner, auf die z. B. Menschen im Rollstuhl, aber auch mit Gehhilfen angewiesen sind. Auch fehlen Systeme zur Orientierung oder Bedienungshilfen für sehbehinderte und blinde Menschen sowie die Möglichkeit zur Koppelung mit Hörhilfen. Als schlechtes Beispiel sei hier das neue Video-Reisezentrum in Ludwigsburg genannt, bei dem bereits der Kraftaufwand zum Öffnen der Tür manche behinderte Menschen vor unlösbare Probleme stellt.

Angesichts der vielen nach wie vor existierenden Barrieren im System Schienenpersonennah- und Fernverkehr haben behinderte, mobilitätseingeschränkte Menschen einen erhöhten Beratungsbedarf bei Reiseplanung und Buchung. Barrierefreiheit bei Beratung und Buchung ist daher ein unverzichtbarer Bestandteil zur Sicherung der Teilhabe und Eigenverantwortlichkeit dieser Menschen. Die Video-Reisezentren müssen diesem Bedarf Rechnung tragen.